SP040 - Reisebericht (Teil 2) Es war ein schaurig schöner Spätsommertag in Elacrai Tinel. Die Elfsoldaten, die als Wachen eingeteilt waren, lehnten wie immer in jahrelang geübter Lässigkeit gelangweilt hinter den starken Befestigungsanlagen auf ihren Bögen. Ab und zu rutschte einem der Bogen aus der Hand und er klatschte mit dem spitzohrigen Gesicht voll in den Dreck, aber flink sprang er dann wieder auf die langen Füsse, verstohlen um sich blickend, ob das hoffentlich niemand gesehen hatte, und lehnte sich erneut mit gelangweiltem Gesichtsausdruck auf den Bogen. Plötzlich geschah etwas Ungewöhnliches. Zuerst noch leise und dann schnell lauter werdend ertönte ein Geräusch, das die Elfen noch nie gehört hatten. Es klang ein wenig wie damals, als dem Hofbarden das Wurzelbier im Fass zu schnell gegärt hatte und der Zapfhahn plötzlich die Stadtmauer durchschlagen hatte. Und da, wie aus dem Nichts, krachte ein kleines schwarzes Etwas auf die Stadtmauer, rollte sich ab und stand auf. Bei dem furchterregenden Anblick, der sich nun bot, erstarrten die Elfwachen augenblicklich. Angst durchzuckte sie. Was sie sahen, war schlimmer als Tausende Draconiersoldaten, schrecklicher als angreifende schwarze Drachen, zerstörerischer als ein Jahr Pest - es war ein Kobold-Tourist! Verwirrt lächelnd stand der kleine Kerl da, von der neu errichteten Kobold-Abschussanlage in Orconia ins gerade gebuchte Feriendomizil geschossen, in der linken Hand den handgemeisselten Reisekatalog, in der rechten Hand das etwas überdimensionale Taschenmesser. Er war mit dem grossen Aufdruck "Ravenlord" eindeutig als nicht ernstzunehmender Tourist gekennzeichnet. Gerade deswegen wollten aber die Elfen in wilder Panik auseinanderstürzen, sie hatten wohl zu viele Reiseberichte aus Vecavia gelesen. Aber dazu kamen sie gar nicht mehr. Plötzlich erklang in schneller und immer schnellerer Folge dieses wilde Pfeifen, und mehr und mehr dieser wuseligen Kobold-Touristen schlugen auf den Stadtmauern direkt auf den Köpfen der Elfwachen ein. Nun waren ja Elfwachen grundsätzlich durchaus daran gewohnt, mit dem Gesicht in den Dreck zu klatschen, aber das war dann doch zuviel für sie. Während immer mehr dieser langen Kerle merkwürdig teilnahmslos auf den Stadtmauern rumlagen, füllte sich ganz Elacrai Tinel nach und nach mit dem schrecklichsten, was die Welt jemals gesehen hatte - einer vollbesetzten Kobold-Reisegruppe. Diesmal waren auch noch etliche Orks mitgekommen, und auch sie schlugen elegant krachend auf dem inzwischen dicht mit Elfen bedeckten Boden ein und erhoben sich, vergnügungssüchtig nach den Reiseleitern Ausschau haltend. Die waren inzwischen auch angekommen, und während das Heulen und Pfeifen herabstürzender Kobolde und Orks nun langsam verebbte, begannen die Reiseleiter bereits heftig mit ihren schwarzen Regenschirmen herumzufuchteln, im aussichtslosen Versuch, Ordnung in diese fröhlich-aktive Reisegruppe zu bringen. Gut, Elacrai-Tinel hatte im Prospekt irgendwie viel belebter und freundlicher ausgesehen, aber sie würden schon die benötigten Quartiere herbeischaffen und sie waren ja schon von Vecavia her gewohnt, dass die heimische Tourismusindustrie schlecht und ineffizient organisiert war. Vielleicht hatten sie ja beim nächsten Reiseziel dann mehr Glück... Buchungsangebote und Reisezielvorschläge bitte direkt an Jexor the Dark oder seinen Reisebüroleiter: Harald Gehringer A-8786 Rottenmann, Edlach 9 Email: harald.gehringer@computerhaus.net