Eine Symphonie! Islious hielt die kostbaren Pergamentrollen fest an sich gedrückt, während er schnellen Schrittes zurück in sein Gasthaus eilte. Er stieß die Tür zur "Imperial Tavern" auf, verschwand ohne ein Wort zu sagen in seinen Privatzimmern und ließ alle seine Angestellten mit offenem Mund im Schankraum stehen. Islious ließ sich in seinen Sessel fallen, zog die Pergamentstücke unter seinem Mantel hervor und breitete sie vorsichtig auf dem Schreibtisch vor sich aus. Er blickte lange Zeit auf die sauber gezeichneten Noten, jene Noten die vom legendären Elfenkomponisten Betthoven vor vielen Jahren zu einem genialen Konzert zusammengefügt wurden und die bis vor wenigen Wochen als verschollen galten. Seit man die Partituren in Elacrai Tinel wiedergefunden hat, ist das ganze kulturelle Pelarn in Aufruhr, denn obwohl das letzte Werk Betthovens als schlichtweg genial gilt, wurde es bisher noch nie aufgeführt. Das möchte unter anderem auch an der unglaublichen Komplexität des Werkes liegen. Er studierte das Werk viele lange Stunden, immer und immer wieder ging er jeden einzelnen Teil, jede Note, jede Nuance des Meisterwerks durch. Bis er schließ und endlich, völlig erschöpft, über den Dutzenden Seiten auf seinem Schreibtisch einschlief. Diese Aufzeichnungen, mit denen er vorhatte die gesamte Welt in Staunen zu versetzen und mit denen er seinen Teil zum Wiederaufstieg des Imperiums an die Spitze von Pelarn beitragen würde, sollten sein Leben und das vieler anderer für immer verändern. Ich schlenderte ziellos durch die Strassen Mathaals. Mein alter Freund Islious hatte mir eine Botschaft geschickt, Islious, von dem man seit Monaten nirgendwo etwas gehört hatte. Manche Stimmen behaupteten sogar er sei schon lange gestorben, andere sagten er arbeite intensiv am Projekt seines Lebens. Selbst in seiner Gaststätte traf man Ihn nicht mehr an und ein enger Vertrauter leitete mittlerweile die Geschäfte. Und nun bekam ich eine äußerst mysteriöse Botschaft: "Elros, alter Freund, kommt bitte am Abend des letzten Januartages in die 'Imperial Tavern’. Ich brauche Dich. Islious". So war ich also auf dem Weg zur Gaststätte des angeblich verstorbenen Islious. Es war bitterkalt und der Wind kroch unter mein Gewand um mich auch wirklich bis auf die Knochen frieren zu lassen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen dem Rat meines Leibdieners zu folgen und eine Kutsche zu nehmen, aber eine Kutsche hätte zuviel Aufsehen erregt. Qadril versuchte immer noch sein Schicksal abzuwenden und glaubte, damit das er versuchte alle getreuen Imperialisten zu finden, zu verfolgen und hinrichten zu lassen, würde ihm seinen ergaunerten Thron sichern. Das ich einer derjenigen war die nur mehr darauf warteten den Thron an den wahren Herrscher, Raine, zurückzugeben und die Tatsache das dies schon in wenigen Woche passieren würde, ließ mich vorsichtig handeln. Somit verzichtete ich auch darauf von irgendwelchen Stadtwachen in meiner Kutsche zu dieser Stunde aufgehalten und peinlichen Fragen unterzogen zu werden. Über all diese Gedanken wäre ich fast erst recht in die Arme eines Wachtrupps gelaufen und wäre außerdem beinahe an der 'Imperial Tavern’ vorbeigelaufen. Also verschwand ich schnell in der Seitengasse und betrat das Gasthaus durch den Hintereingang. Ich kannte mich gut genug aus um auf dem Weg zu Islious’ Privatzimmern von niemandem gesehen zu werden. Ich klopfte vorsichtig an der Tür und nach einem leisen "Komm rein" trat ich ein. Das Zimmer glich einem Schlachtfeld. Gewand lag überall verstreut herum, einige offene Weinflaschen zierten die verschiedensten Plätze und Teller mit, zum Teil schon schimmligen, Essensresten leisteten den Flaschen Gesellschaft. Islious saß an seinem Schreibtisch, seine Augen waren eingesunken und von dunklen Ringen umrandet. Er sah miserabel aus, als hätte er tagelang nicht mehr geschlafen. "Elros, schön Dich zu sehen" sagte er ohne die Augen von den Pergamenten auf seinem Schreibtisch zu wenden. "Auch mich freut es Dich wieder einmal zu sehen, Islious" erwiderte ich, hängte meinen Mantel auf den Kleiderständer und ging zu ihm hinüber. Ich war neugierig weshalb er mich jetzt, nach fast einem halben Jahr, bat zu ihm zu kommen. Ich warf einen Blick auf die Pergamente über denen Islious förmlich zu brüten schien und plötzlich war mir alles klar... Einige Tage später verließen drei Boten das Gasthaus. Jeder von ihnen hatte einen Brief bei sich. Und jeder der drei würde somit zu einem Teil des Ganzen werden. Zora steckte die übriggebliebenen Pfeile zurück in ihren Köcher. Der Kampf war schneller vorbei als sie alle gedacht hatten. Der große Eisdrache war keine wirkliche Herausforderung für die Gruppe gewesen. Sie wollten ihn überraschen, jedoch schien er die Pferde schon gewittert zu haben. Der Wind stand schlecht und so war der Drache nur zu gut vorbereitet. Doch das half ihm auch nicht mehr. Zoras’ erster Pfeil traf den Drachen in der Flanke, worauf dieser aufheulte und und seinen langen eisigen Schwanz hoch in die Luft warf. Doch noch bevor er seinen tödlichen Schwung richtig ansetzen konnte traf schon ihr zweiter Pfeil, diesmal gezielter in den Unterleib. Wieder heulte der Drache auf, doch Zoras’ Gefährten waren schon nahe genug um einen neuerlichen Angriffsversuch mit den tödlichen Eisenstacheln im Keim zu ersticken. Nun war der Drache umzingelt und jeder Treffer hinterließ tiefe Wunden von denen er nach kurzer Zeit schon unzählige am ganzen Körper hatte. Ein letztes mal hob er noch seine gewaltigen Klauen und traf zwei Ihrer Kameraden mit einem Rundumschlag. Er war jedoch schon so erschöpft, dass der Angriff keine wirkliche Gefahr mehr darstellte. Jetzt saßen sie am Feuer zusammen und feierten den Sieg, teilten die Beute auf und genossen ein köstliches Wildschwein, das sie auf dem Rückweg zum Lager aufgespürt hatten. Zora nahm gerade Ihre Laute zur Hand und wollte eine weitere Strophe zu Ihrer im Entstehen begriffenen Balade hinzufügen, als in der Ferne plötzlich das Wiehern eines Pferdes zu hören war. Einige Minuten später kam ein Reiter an das Feuer, verschwitzt und total ausgelaugt. Er trug die Uniform der Imperialen Reiter, ein sehr mutiger Schritt in diesen Zeiten. Offensichtlich schickte ihn jemand der wusste auf welcher Seite Ihre Gruppe stand. "Seid gegrüßt werte Damen und Herren." begann der Bote, der es trotz seines erschöpften Zustandes zustande brachte völlig normal und ohne schnaufen zu sprechen. " Ich habe einen Brief des Senators Elros für Mylady Zora." Er blickte in die Runde und ging dann zielstrebig sofort auf sie zu um ihr den Brief auszuhändigen. Elros hatte sie offenbar gut beschrieben. Der Bote brach, trotz einer Einladung sich zu ihnen ans Feuer zu setzten, sofort wieder auf. "Weitere wichtige Aufgaben, die keinen Aufschub erdulden." meinte er. Zora blickte neugierig auf den Brief, er war wirklich mit dem persönlichen Siegel des Senators verschlossen. Sie brach es und zog das Pergament aus dem Umschlag. "Mylady Zora, ich kann Euch in diesem Brief nicht im Detail erklären worum genau es geht, aber Euer Erscheinen in Mathaal, in der Gaststätte 'Imperial Tavern’ ist von äußerster Wichtigkeit. Ich bitte Euch also, Euch zu beeilen. Richtet Soraya meine Grüße aus und entschuldigt mich für mein unhöfliches Vorgehen. Aber es bleibt zuwenig Zeit für den offiziellen, angemessenen Weg! Elros" Zora gab den Brief an Soraya weiter. Diese überflog die Zeilen, gab ihn zurück, lächelte Zora an und meinte "Dann brich sofort auf, scheinbar ist es wirklich wichtig." Zora verschwendete nicht mehr viel Zeit, sondern packte sofort das Wichtigste zusammen und sattelte Ihr Pferd. Nachdem sie sich von ihren Kameraden verabschiedet hatte, flüsterte sie ihrem kleinen Dämon ein paar Worte ins Ohr. Dieser begann vergnügt auf und ab zu hüpfen, fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und schon stand direkt vor Zora ein weiß flimmerndes Portal. Sie schritt hindurch und Sekunden später stand sie vor den Stadttoren Mathaals. Sie ritt sogleich zur Taverne, wo sie von ein paar Dienern in ein kleines Zimmer gewiesen wurde. Neben Elros waren auch noch Islious, der Besitzer der Taverne, und eine Frau die sie noch nicht kannte anwesend. "Das ging wirklich schnell Mylady. Seid willkommen" begrüßte Elros sie kurz. "Und nun wollen wir Euch zeigen weshalb ich Euch bat herzukommen" und damit wies er Zora an den Schreibtisch, der mit Pergamenten übersäht war. "Werft einen Blick darauf und Ihr werdet verstehen" flüsterte Islious leise. Sie nahm eins der Schriftstücke in die Hand und begann zu lesen. Für die nächsten Wochen würde sie nicht mehr damit aufhören können. Nun verstand sie wirklich... Zwei Monate später war es dann soweit. Sie saßen zu fünft in dem kleinen Zimmer und jeder von ihnen studierte seinen Part. Wäre Elros nicht wesentlich an der Wiederherstellung der Ordnung in Mathaal und der Beseitigung Qadrils’ beteiligt gewesen, dann wäre dieses ebenso denkwürdige Ereignis wahrscheinlich spurlos an den fünf Barden vorbeigegangen. So sehr waren sie in die verlorenen Partituren Betthovens’ vertieft. Tag und Nacht wurde geprobt und nachdem nun auch Qadril beseitigt war, mussten sie nicht mehr alles heimlich machen und konnten endlich damit beginnen die Uraufführung vorzubereiten. Hunderte Einladungen wurden im ganzen Land ausgetragen. Der Platz vor der Taverne war eine einzige Baustelle, Tribünen wurden errichtet, Dekorationen angebracht und die ganze Stadt bereitete sich auf das kommende Spektakel vor. Es wurden tausende Menschen aus dem ganzen Imperium erwartet. Als es dann soweit war versank Mathaal zum zweiten mal innerhalb weniger Wochen in einem Meer aus Blumen, Fahnen, Gelächter und Feiern. Der Abend der Uraufführung war gekommen und die Welt hielt ihren Atem an...